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Büdchen-Kultur

Für mich steht das Fortuna-Büdchen stellvertretend für die einzigartige Büdchen-Kultur in Düsseldorf und im Ruhrgebiet: Es gehört wie der Rhein, der direkt nebenan fließt und das Altbier zu unserer Stadt. Zudem wird es von uns Düsseldorfer:innen, egal ob Fußballfans oder nicht, heiß geliebt. Oft wird im Sommer dort das Feierabendbier getrunken.

Bei meinen Safari-Touren > Kunstwerke rund und um den Ehrenhof ist es meine letzte Station und dazu gibt zum Abschluss ein Fortunabrötchen obendrauf, was für viele einfach nur Kindheit oder eben Schulhofzeit bedeutet.

WUNDERSCHÖN

Große Mannesmann |
ein gigantischer Knoten aus Edelstahlrohren.

Der Künstler Norbert Kricke steht für den Neubeginn in der Kunst der Nachkriegszeit.

Wie die Künstler:innen der Fluxus-Bewegung wendete er sich bereits in den 50ern von der starren Skulptur ab. Er fand die metallische Linie für sich: Die Darstellung von Raum und Bewegung sollte dem Menschen ein Gefühl von Freiheit vermitteln.

Es ist eine berühmte Skulptur, denn 1964 wurde sie auf der Documenta III und 1967 auf der Weltausstellung in Montreal ausgestellt.

Künstler:

Norbert Kricke  (*1922 – † 1984)

Das legendäre Creamcheese

In der Gesellschaft fand in den 60er Jahren ein großer Auf- und Umbruch statt. Das Kriegstrauma war ein wenig überwunden, die Menschen kamen wieder in Lohn und Brot und es gab Zukunft. Der neue Zeitgeist war: Alles ist möglich!

Daraus entwickelte sich in der Kunst die Fluxus-Bewegung.

Fluxus was ein fließender Übergang von Kunst und Leben. Anstelle von Malerei und Skulptur standen Crossover Aktionen im Vordergrund:

Inhalte und auch spontane Ideen waren Programm.

Es kamen Themen aus der Soziologe, Politik und daraus neu entwickelte  gesellschaftliche Visionen hinzu.

In diesem Zeitgefühl entstand das legendäre Creamcheese auf der Neubrückenstraße 12.

Die Bar des damaligen Tanzlokals ist seit dem 21. November 2023 im #Kunstpalast ausgestellt. Klar kann dadurch die Original-Stimmung  des Tanzlokals und der damalige Zeitgeist nicht wirklich eingefangen werden. Aber trotzdem: freitags und samstags, nachdem der Kunstpalast geschlossen hat,  ist die Bar für Besucher offen und jeder der mag,  kann bei einem Drink an der Bar den alten Zeiten nachspüren.

Stadtgeister von Pdot

Bis über 3000 Geister sollen es mittlerweile sein. Die kleinen Stadtgeister schweben gefühlt über uns und lächeln uns aus ihren freundlichen Augen an. Oft kleben sie hinter Straßenschildern oder Überwachungskameras, machmal weit oben an Laternenmasten.

Hat man sie einmal entdeckt, verfolgen und beobachten sie uns, wollen aber nichts anderes als freundlich sein.

Nele, die Hornträgerin …

… ist das Maskottchen vom Museum Kunstpalast am Ehrenhof.

Die Kinder lieben das Tier. Für sie ist es eine Sie mit dem Namen Nele, abgeleitet von Cornelia, die Hornträgerin. Vom römischen Geschlecht der Cornelier abgeleitet, was wiederum die Starke bedeutet.

Der Künstler ist ein realistischer Plastiker der Gegenwart. Er modelliert ganz klassisch. Er baut ein Gestell, welches der Originalgröße des Werks entspricht. Anschließend trägt er mit seinen Händen und Werkzeugen den Ton auf. Er schlägt auf den Ton ein, drückt und formt, bis das Werk in seinen Augen fertig ist. Durch Positiv- und Negativgüsse erreicht er eine natürliche Plastizität.

Nashorn von Johanns Brus (*1942: Ruhrpott)

Häuser der Tiere von Wolfgang Kliege

Eine Station der Kunstsafari: Skulpturen rund um den Ehrenhof ist die Skulptureninstallation „Häuser der Tiere“.

Im Jahr 1988 wurde eine temporäre Ausstellung im öffentlichen Raum veranstaltet. Über 40 Arbeiten wurden in der Achse von der Kunsthalle bis hin zum Kunstpalast ausgestellt.

Davon sind heute noch vier Arbeiten zu sehen. Darunter „Häuser der Tiere“ von Wolfang Kliege.
In der Böschung kurz vor der Unterführung der Tonhalle in Richtung Kunstakademie, direkt neben der viel befahrene Verkehrsachse „Hofgartenrampe“ hat der Künstler den Platz für seine Skulptureninstallation gewählt. In diesen drei „Hoch“-Häusern haben in den vielen Jahren Vögel, wie Blaumeise, Kohlmeise, Trauerschnäpper, Kleiber, Feldsperling, Star, Wendehals“ gefunden.

Heute ist die Arbeit aktueller denn je. Der Künstler interessierte sich damals schon für das Zusammenspiel von Kunst im öffentlichen Raum und Umweltbewusstsein.

Der Künstler Wolfgang Kliege:
1939 in Altena geboren. Er lebt und arbeit in Jüchen
1956 bis 1961 Werkkunstschule Düsseldorf / 1988

Der Revoluzzer Harald Naegeli

Es gibt kein dazwischen: Die einen lieben Graffito, für andere sind es Schmierereien und somit Vandalismus. Für mich ist es Kommunikation.

Naegeli gehört mit seinen schwarzen Strichmännchen zu den bedeutungsvollsten Streetart-Künstlern seiner Zeit.

In den 80er Jahren war Straßenkunst noch rebellisch und anarchisch. Heute ist sie in der Alltagswelt angekommen und wird als geschätzter Eingriff in diese angesehen.

Nageli war ein Revoluzzer und besprühte in seiner Heimatstadt Zürich und Umgebung aus Protest private und 

städtische Wände mit schwarzen Strichfiguren. Obwohl es ein hohes Kopfgeld für ihn gab, blieb er lange unentdeckt. Als man ihn dann endlich fasste, wurde er wegen wiederholter Sachbeschädigung mit einer hohen Geldstrafe und neun Monate Haft bestraft.

Trotz vieler weitere hoher Geldstrafen, sprüht er bis heute seine Strichmännchen gefragt oder auch ungefragt auf Wänden in ganz Europa.

Eins seiner schönsten Graffito in unserer Stadt, ist im Untergeschoss des Stadtmuseums zu sehen.“ Und auch auf der Ehrenhof-Safari.

 

Künstler:
Harald Naegeli (* 1939 Zürich, Schweiz) /
80-90er Jahre – erster anerkannter Grafitti Sprayer Europas. //

Krautrock

Was hat Krautrock mit Düsseldorf zu tun? Ganz viel! Denn er wurde quasi in Düsseldorf ins Leben gerufen.

Ende der 60er Jahre befand sich Deutschland in einem gesellschaftlichen Umbruch. Viele junge Menschen lehnten sich u. a. gegen das Bürger- und Spießertum, der Springer-Presse, und der amerikanischen Vormundschaft auf. Eigene Ausdrucksformen und Lebenswege wurde ausprobiert. Die einen probieren neue Musikstile aus, andere riefen Friedensbewegungen ins Leben und wieder andere sprengten im wahrsten Sinne des Wortes die alten Kunstformen. Zudem waren Cross-over Projekte, ein Mix aus Musik, Theater, Happening und Kunst, wozu auch sehr gerne das Publikum mit einbezogen wurde, total angesagt.

Die deutschen Kraut-Musiker machten sich auf den Weg zu einer anderen und modernen Popkultur. Sie suchten nach dem eigenen Sound. Oft wurde so die eigenen Musikstile durch andere ersetzt oder ergänzt.

Es war eine kurze, aber auch international bis in die heutige Zeit hinein prägende Epoche:
Zu Beginn war Krautrock seitens der internationalen Musikszene eher abfällig gemeint: Kraut = Sauerkraut = eben Deutsch.
Der neue Stil der Deutschen war auf dem Musikmarkt nicht gerade angesagt. Sie hatten einen Hang zu experimentellen, manche waren sogar esoterisch angehaucht, und improvisatorischen Musik.

Viele Krautrock-Bands fanden ihren Ursprung in Düsseldorf, z. B. im Creamcheese auf der Neubrückenstraße 12, worin auch die Kunst, die Gesellschaft und das Theater neue Formen des Miteinander ausprobierten.

Heute berufen sich internationale Stars, wie The Coral, The Secret Machines, Franz Ferdinand oder Thurston Moorer auf die Errungenschaften dieser Zeit.

 

 

Frauenpower

Wenn man eine Skulptur, ein Bild oder ein Denkmal verstehen möchte, sollte dabei die Zeit berücksichtigt werden, in der diese Arbeit entstand. Heute scheint uns z. B. ein Denkmal oftmals als sehr alt, jedoch waren die Künstler:innen oder die Personen, denen man ein Denkmal gesetzt hatte, in ihren Epochen angesagt, wichtig, berühmt oder der eigenen Zeit weit voraus. Dieser Zeitabschnitt ist aber vergangen und ein anderer, als der unsere.

Im Spee’schen Park steht eine Skulptur von Mutter (Johanna) Ey mitten auf der Wiese, nicht versteckt und doch irgendwie scheinbar unscheinbar.

>> Düsseldorf ehrt die Kunstmäzenin des 20. Jahrhunderts mit einer Straße, mit Skulpturen oder Malerei an der Hauswand. Sie war – sie ist wichtig für diese Stadt, hat sie doch fast schon altruistisch die damalige Kunstwelt gefördert. <<

Die Skulptur von Mutter Ey, mit den weichen und femininen Formen, aus für den Laien einfachen Stein, wurde von der Bildhauerin Hannelore Köhler gefertigt und stellt Mutter Ey nicht pompöse, so wie es später Bert Gerresheim mit seinem schwarzen Denkmal, welches in der Nähe der Ratinger Str. steht, dar.

Beide Frauen: Hannelore Köhler und Mutter Ey setzten sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in einer von Männern geschaffenen Kunstwelt und Welt durch. Alleine durch ihr Können und festen Glauben an sich selbst. Mutter Ey, selbst Mutter von 8 lebenden Kindern und 12 Geburten, ließ sich von ihrem Mann scheiden und wurde zu einer bedeutenden Galeristin und Förderin der modernen Malerei. Hannelore Köhler studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war eine anerkannte Bildhauerin ihrer Zeit.

Objekt:
Steinskulptur Mutter Ey (1864 – 1947) im Spee‘schen Park, 1978 
Künstlerin:

Hannelore Köhler (1929 – 2019)

Das gewissenhafte Lotmännchen.

Meine Entdeckung im Sommer 2022 war das Lotmännchen. Während meiner Recherche für die Altstadt-Denkmalführung habe ich mich einen Nachmittag lang auf den Weg gemacht und nur in die Luft geschaut. Die Welt dort oben auf den Dächern und an den Hauswänden ist bunt und vielfältig.

Bis heute bin ich jedoch in das Lotmännchen verliebt. Konzentriert hängt es linke Seite vom Rathaus an der Hauswand des Verwaltungsgebäudes. Es schwebt ein wenig über alledem, was dort auf dem Rathausplatz passiert und trotzdem hält es das Lot konzentriert im Gleichgewicht.

Das Lotmännchen steht nach dem 2. Weltkrieg für den Neuanfang und Aufschwung, für all die Neubauten, die in dieser Zeit entstanden sind. Aber es ist viel mehr als das geworden: Es ist das Maskottchen für die damaligen Künstler, die im Rahmen des Programms Kunst am Bau wieder in Lohn und Brot kamen.

Objekt:
Lotmännchen (1952 / 1956), Bronze
Künstler:

Max Kratz (1921 – 2000)