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Zwei moderne Frauen in alten Zeiten.

Wenn man eine Skulptur, ein Bild oder ein Denkmal verstehen möchte, sollte dabei die Zeit berücksichtigt werden, in der diese Arbeit entstand. Heute scheint uns z. B. ein Denkmal oftmals als sehr alt, jedoch waren die Künstler:innen oder die Personen, denen man ein Denkmal gesetzt hatte, in ihren Epochen angesagt, wichtig, berühmt oder der eigenen Zeit weit voraus. Dieser Zeitabschnitt ist aber vergangen und ein anderer, als der unsere.

Im Spee’schen Park steht eine Skulptur von Mutter (Johanna) Ey mitten auf der Wiese, nicht versteckt und doch irgendwie scheinbar unscheinbar.

>> Düsseldorf ehrt die Kunstmäzenin des 20. Jahrhunderts mit einer Straße, mit Skulpturen oder Malerei an der Hauswand. Sie war – sie ist wichtig für diese Stadt, hat sie doch fast schon altruistisch die damalige Kunstwelt gefördert. <<

Die Skulptur von Mutter Ey, mit den weichen und femininen Formen, aus für den Laien einfachen Stein, wurde von der Bildhauerin Hannelore Köhler gefertigt und stellt Mutter Ey nicht pompöse, so wie es später Bert Gerresheim mit seinem schwarzen Denkmal, welches in der Nähe der Ratinger Str. steht, dar.

Beide Frauen: Hannelore Köhler und Mutter Ey setzten sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in einer von Männern geschaffenen Kunstwelt und Welt durch. Alleine durch ihr Können und festen Glauben an sich selbst. Mutter Ey, selbst Mutter von 8 lebenden Kindern und 12 Geburten, ließ sich von ihrem Mann scheiden und wurde zu einer bedeutenden Galeristin und Förderin der modernen Malerei. Hannelore Köhler studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war eine anerkannte Bildhauerin ihrer Zeit.

Objekt:
Steinskulptur Mutter Ey (1864 – 1947) im Spee‘schen Park, 1978 
Künstlerin:

Hannelore Köhler (1929 – 2019)

Awista und Lassalle

Meine Denkmalführung durch die Düsseldorfer Altstadt beginnt u.a. mit Skulpturen und Büsten, die im Spee‘schen Park hinter dem Stadtmuseum stehen. Der Park ist eine wunderbare Oase am Ende der Altstadt. Während meiner Recherche stand ich vor einem geschlossenen Tor. Davor stand ein Wagen der Awista. Mit wurde gesagt, dass der Park für die nächsten zwei bis drei Tage geschlossen bleibt, weil sich in den Bäumen und Sträuchern Raupen des Eichenprozessionsspinners bereitgemacht hatten und nun der gesamte Park eingesprüht werden muss.

Ich erklärte mein Anliegen und bat um 10 Minuten. Alle waren sehr nett, offen und interessiert. Gemeinsam gingen wir  in den Park, bevor der Kampf gegen die Raupen beginnen konnte.

Ein Mitarbeiter blieb begeistert vor der Büste von Ferdinand Lassalle stehen und erzählte mir voller Stolz, dass dieser Mann der Hauptinitiator der ersten sozialdemokratischen Partei in Deutschland gewesen sei!!! Ferdinand Lassalle gründete (so recherchierte ich später) den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) und zählt somit zu den Gründungsvätern der heutigen SPD. Die Büste steht links nahe dem Eingangstor völlig unscheinbar in den Büschen. Schnell ist man daran vorbeigelaufen, so auch ich.

Aber das sehr bewegte und unkonventionelle Leben des Ferdinand Lassalle, die Reise der manchmal verschollenen Büste und der Stolz des Awista Mitarbeiters hat mich dazu veranlasst, dass die Büste des Schriftstellers und Politikers, Teil meiner Führung geworden ist.

 

Denkmal:
Büste von Ferdinand Lassalle (1825 – 1864)
Ort:
Spee‘scher Park, Düsseldorf
Künster / Bildhauer:
Wilhelm Martini
Material:
Bronze und Stein (1979/1980)